Abstract
Maastricht hat André Rieu, in Oran wirkt Bernard Rieux. Während Erster mit sanften Melodien Zuckerguss auf die Wunden seiner Klientel, die dem Alltag im dreiviertel Takt entfliehen will, legt, revoltiert Zweiter gegen das Absurde: In seinem epochalen Werk „die Pest“ beschreibt Albert Camus, wie der Arzt Doktor Bernard Rieux aus der algerischen Stadt Oran während eines Pestausbruchs zum Kämpfer gegen die Sinnlosigkeit wird. Das Absurde sind für Doktor Rieux die durch die Seuche hervorgerufene scheinbar unvermeidlichen Krankheits- und Todesfälle. Im Angesicht des Absurden handelt der Mediziner für das Allgemeinwohl. Zusammen mit anderen, die die Revolte gegen das Absurde in der isolierten Stadt solidarisch aufnehmen, lehnt er sich gegen die Seuche auf und überlebt sie. Solidarität – das intentional und freiwillig gemeinsame Tragen einer Last nicht nur zum Eigennutz, sondern auch motiviert durch Achtung vor sich selbst und dem anderen – wird damit durch Camus als essenzieller menschlicher Wert in den Vordergrund gestellt. Diese Solidarität kommt gerade in außergewöhnlichen Situationen zum Tragen. Camus entfaltet diesen Wert in der Narration über Menschen, die in einer eingeschlossenen Stadt leben und in diesem Desaster auf sich gestellt sind. Der Philosoph des Absurden verarbeitet in diesem Gleichnis aber wohl auch seine Erfahrung in der Résistance, als er und seine Mitstreiter die nationalsozialistische Besatzung in Frankreich bekämpften.
Translated title of the contribution | Solidarity against the Absurd |
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Original language | German |
Pages (from-to) | 525-525 |
Number of pages | 1 |
Journal | Das Gesundheitswesen |
Volume | 79 |
Issue number | 7 |
DOIs | |
Publication status | Published - Jul 2017 |